Gebet bei Krankheit und im Alter
Gebet …
… ein spannendes Thema, finde ich. Und nicht esoterisch oder irgendetwas, sondern wissenschaftlich nachgewiesen. Auch wenn es uns im ersten Moment vielleicht komisch oder befremdlich vorkommen mag.
In meinem Blog bei Instagram gab es dazu interessante Kommentare von Pflegefachpersonen:
babettk
Ich habe sehr viel im Pflegeheim für und mit Menschen gebetet. Der Erfolg war enorm ..
Dauerte meistens etwas, bis ich das positive Feedback bekam. Aber niemand lehnte ab. Im Gegenteil … die Menschen dankten immer ..
berührt davon, dass sich jemand ihrer Not annahm.
koelsche.momente
Ich kann mich @babettk anschließen. Sehr viele haben geweint und waren sehr dankbar, dass eine „einfache Pflegekraft“ (meist sind es ja Priester/Pastoren) ein persönliches Gebet für/mit ihnen sprach. Sie kamen mir dann insgesamt relaxter vor, so als würden sie einen inneren Frieden verspüren und auch nicht mehr so viel Angst hatten, insb. vor dem Tod. Wir hatten auch Christen da, die Patienten besucht haben und Lieder sangen. Es war interessant zu merken, wie die ganze Station lauschte und sich daran erfreute.
peetsches
Unsere Bewohner sind fast alle religiös.
Wenn sie den Wunsch haben zu beten, erfülle ich diesen gerne.
Egal, ob es jetzt meiner Lebenseinstellung entspricht oder nicht.
Ich erlebe große Dankbarkeit dafür und merke, wie sehr dieses kleine Gebet Zufriedenheit und Trost spendet.
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Autor des Beitrags
Dieser Beitrag stammt vom Dr. Gundolf Meyer-Hentschel. Er hat 1994 den Alterserforschungsanzug erfunden. Sein Institut bietet Empathie-Fortbildungen für Pflegefachpersonen an.
Wissenschaftlicher Hintergrund zum Gebet
„Gebet stellt einen Schutzfaktor in Bezug auf Angsterkrankungen, Überleben bei Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen, Depression, funktionelle Behinderungen, Schmerz, somatische Symptome und Substanzmissbrauch dar. In Längsschnittstudien zeigte sich das private Gebet als mögliche Schutzfaktor gegen psychische Belastung, vor allem Depression. Wegweisend haben Poloma & Pendleton (1989) Gebetstypen unterschieden.
Sie konnten die Gebetswirkungen differenziert dem existenziellen Wohlbefinden (gesprächsweises Gebet), dem Glück (meditatives Gebet) bzw. der Depression (rituelles Gebet) zuordnen.“
Für betende alte Menschen, die körperliche oder geistige Einbußen erleiden, gilt häufig: „Viele von ihnen überraschen uns durch ihre Lebendigkeit, Glaubenskraft und Auseinandersetzungsfähigkeit mit ihrer Lebenssituation und mit der Welt, in der sie leben.“
Quelle: Uwe Sperling, Zur Religiosität im Alter, 2019, S. 23, 25, In: Judith Bauer et. al. (Hrsg), Altern in religiösen Gemeinschaften, Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern.