Demographischer Wandel: Die Babyboomer im Mittelpunkt

Am 28. April 2015 hat der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, die Ergebnisse der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung vorgestellt. Damit liegen ganz aktuelle Daten vor, auf deren Grundlage Unternehmen kurz- und mittelfristig agieren können. Demographischer Wandel als Chance oder Risiko? Jedes Unternehmen kann dies gestalten!

Besonders spannend finde ich die interaktive Bevölkerungspyramide.

Hier kann man spielen und sich bildlich davon überzeugen, was wir gerade erleben. Ein zentrales Ergebnis und Erlebnis: Demographischer Wandel ist kein zukünftiges Ereignis, wir sind mittendrin!  Die Babyboomer sind dabei, Deutschland schon wieder zu verändern. Dies wird nach meiner Einschätzung zu Umbrüchen in vielen Märkten führen. Produktgruppen, die eher von älteren Menschen nachgefragt werden, können sich auf solides Wachstum freuen. Aber: Wachstum zieht immer auch neue Wettbewerber an, für die bestimmte Produktgruppen und Branchen aufgrund ihres wachsenden Volumens jetzt auf einmal attraktiv werden. So wird es in vielen Märkten zu Verschiebungen bis Umbrüchen kommen. Ich rechne u.a. damit, dass es in 20 Jahren in Deutschland kaum noch mittelständische Sanitätshäuser geben wird. Dieser Markt von grösseren Playern übernommen. Demographischer Wandel als Wirbelsturm für den Mittelstand?

Babyboomer stellen Deutschland auf den Kopf

Die Babyboomer stellen Deutschland also noch einmal auf den Kopf: Anfang der 60er Jahre haben sie die Schullandschaft verändert; als 68er haben Sie die Politik durcheinandergewirbelt: Jetzt werden sie in grosser Zahl aus dem Arbeitsleben austreten und als anspruchsvolle Verbraucher mit viel Zeit Hersteller und Handel vor eine Vielzahl von neuen Herausforderungen stellen. Natürlich bietet dies demographie-agilen Unternehmen auch grosse Chancen. Das Spiel „demographischer Wandel“ ist bereits in vollem Gange!

Nachfolgend die aus meiner Sicht wichtigsten Aussagen von Roderich Egeler vom Statistischen Bundesamt (um den Text übersichtlicher zu machen, haben ich einige Hervorhebungen eingefügt):

„In den vergangenen gut zwei Jahrzehnten hat die Zahl der Geborenen fast stetig abgenommen. Die stark besetzten Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre sind in das höhere erwerbsfähige Alter gekommen. Die Anzahl der ab 70-Jährigen ist von 8,1 auf 13,1 Millionen gestiegen.

Demographischer Wandel: Das Medianalter steigt ständig

Das Medianalter, welches die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte teilt, hat sich infolgedessen um 8 Jahre von 37 auf 45 Jahre erhöht.“

„Heute besteht die Bevölkerung zu 18 % aus Kindern und jungen Menschen unter 20 Jahren, zu 61 % aus 20- bis 64-Jährigen und zu 21 % aus 65-Jährigen und Älteren. Bereits in den kommenden zwei Dekaden werden sich die Gewichte deutlich in Richtung älterer Menschen verschieben, so dass die 65-Jährigen und Älteren bereits im Jahr 2035 etwa 30 % der Bevölkerung ausmachen werden. Im Jahr 2060 wird dann jeder Dritte (33 %) mindestens 65 Lebensjahre durchlebt haben. Der Anteil der 80-Jährigen und Älteren wird von gegenwärtig 5 % auf 12 % beziehungsweise 13 % steigen.“

Demographischer Wandel: Hohes Tempo bis 2037

„Die Anzahl der Menschen im Alter ab 65 Jahre wird besonders schnell in den kommenden zweieinhalb Jahrzehnten bis zum Jahr 2037 wachsen. Bei einer kontinuierlichen demografischen Entwicklung und einem schwächeren Wanderungssaldo wird sie 2037 gut 23 Millionen betragen und damit um etwa 40 % höher sein als im Jahr 2013 (17 Millionen). Bei einem starken Anstieg der Lebenserwartung würde sich die Zahl der Senioren sogar um 43 % auf 24 Millionen erhöhen.“

Demographischer Wandel: Hochaltrigkeit wird normal

„Die Zahl der Hochaltrigen nimmt … fast kontinuierlich zu. Um 2050 wird sie ihr Höchstniveau mit knapp 10 Millionen bei einer kontinuierlichen Entwicklung beziehungsweise 11 Millionen bei einem starken Anstieg der Lebenserwartung erreichen. Dann wird sie um 124 % beziehungsweise 147 % höher sein als im Jahr 2013 (4 Millionen). Der Anteil der ab 80-Jährigen an der gesamten Seniorengruppe wird dabei von heute 26 % auf 43 % beziehungsweise 45 % steigen.“

[Zusammenfassend]

„Die Bevölkerungszahl wird von heute 81 Millionen noch fünf bis sieben Jahre steigen und anschließend auf 68 bis 73 Millionen im Jahr 2060 zurückgehen.“

„Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 Jahren wird bereits bis 2035 von aktuell gut 49 Millionen auf 41 bis 43 Millionen schrumpfen und dann bis 2060 auf 34 bis 38 Millionen zurückgehen.“

„2060 wird es mit 9 Millionen mehr als doppelt so viele 80-Jährige und Ältere geben wie heute.“

„65 Jahre oder älter ist heute jeder Fünfte, 2060 wird es jeder Dritte sein.“

 

Weitere Informationen des Statistischen Bundesamtes gibt’s hier.